Vom langsamen Verschwinden der Meinungsvielfalt

19. September 2017

Ein Kommentar von Jürgen Braun aus dem Jahr 2012

Volks(um)erziehung statt Nachrichten

Als Freund der Werke George Orwells frage ich mich in den letzten Jahren häufiger, wann ein in „1984“ beschriebener Zustand auch in einem bisher freiheitlichen Staat eintritt und nicht nur in totalitären Regimen wie Nordkorea.

Es fängt damit an, dass nicht nur Politiker eine Entscheidung für „alternativlos“ erklären, sondern die großen Massenmedien eine Alternative erst als abwegig darstellen, dann als lächerlich oder gefährlich und schließlich gar nicht mehr erwähnen. Das Darstellen oder wenigstens Erwähnen einer anderen Meinung, eine der Grundlagen des handwerklich sauberen Journalismus, gerne lateinisch mit „audiatur et altera pars“ benannt, wird einfach weggelassen. Das Verschweigen anderer Meinungen ist in den letzten Jahren zunehmend zum Kennzeichen deutscher Nachrichtensendungen geworden. An erster Stelle natürlich in der Tabuzone EU und „Euro-Rettung“, wo die etablierten Parteien stets neue Ausreden erfinden, um das Scheitern ihrer teuren Politik zu Lasten des deutschen Steuerzahlers zu verschleiern. Die rotgrüne Opposition unterscheidet sich von der Regierung nur durch ein noch schnelleres Verschenken der Milliarden.

Andere Tabuzonen versuchen nicht Regierung und Opposition zu errichten, sondern die journalistische Klasse selbst. Eine solche große Zone umfasst alles, was irgendwie unter „grünen“ Themen läuft wie Solar- und Windenergie, Gentechnik oder der Klimawandel, vor kurzem nach als „Klimakatastrophe“ behandelt. Jedes auffällige Wetterereignis wird gerne als Vorwand genommen, um die sündigen westlichen Menschen an ihre angebliche Schuld am Klimawandel zu erinnern. Abweichende Meinungen tausender Wissenschaftler werden verschwiegen. Dazu passend belegt aktuell die Schweizer Medienwoche die Nähe vieler medialer Meinungsmacher zur grünen Ideologie.

Nachdem jahrelang das Ende jeglichen deutschen Winters verkündet wurde, nur noch Dürresommer und nasse Winter, ist nun die neue Variante der berufsmäßigen Apokalyptiker, das „Extremwetter“ nehme zu. Das passt immer halbwegs, wird ja auch jeder normale Regenfall inzwischen als Unwetter gemeldet und vermarktet.

Ein Beispiel: Ende Oktober schneite es bereits fast überall im Lande, ein ungewöhnlich früher Wintereinbruch. Statt nun zu schweigen, weil die angeblich so schreckliche Erwärmung durch das von bösen Menschen ausgeatmete Spurengas CO2 sich nicht mehr zuverlässig einstellen will, passiert das Gegenteil. Im Heute-Journal, einstmals ein solides Nachrichtenmagazin, verkauft uns ein sichtlich alarmierter Claus Kleber diese frühe Kälte alles Ernstes als Zeichen für eine größere Wärme: eine neue Theorie von Klimaonkel Latif, der uns vor einigen Jahren noch alle Winter ohne Schnee voraussagte. Und wie bei Orwell blieb diese Theorie unwidersprochen, andere Meinungen sind nicht vorgesehen: Kälte ist Wärme, Krieg ist Frieden, Unwissenheit ist Stärke.

Es sind solche einseitigen Sendungen, die kaum News aber dafür Volkserziehung zum Inhalt haben, die mich am heldenhaften Kampf gerade dieses ZDF um Meinungsvielfalt und Unabhängigkeit zweifeln lassen. Wenn sich ein Chefredakteur Frey in eigenen Sendungen feiern lässt, wie mutig man doch CSU-Anrufen in Redaktionen begegnet sei, dann ist das eher Teil einer Komödie. Mich würde eher interessieren, wann man denn endlich wieder halbwegs sauber Information und Meinung trennen, dann zu den Grundregeln der Meinungsvielfalt zurückkehren und Streitfragen auch als solche darstellen möchte.

 Zuerst erschienen im Medienmagazin „Rundy“ Nr. 23 vom 27. November 2012

Jürgen Braun, MdB

Jürgen Braun, MdB

Geboren 1961 im nordrhein-westfälischen Bergneustadt, seit rund 20 Jahren im Rems-Murr-Kreis lebend. Jurist, Journalist, Kommunikationsberater und seit 2017 Abgeordneter der Alternative für Deutschland (AfD) für den Wahlkreis Waiblingen im Deutschen Bundestag. Dort stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe.

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